Lebenswege werden aus meiner Sicht von der Umgebung geformt und basieren auf Entscheidungen – so auch meiner.
Geformt haben mich die Ostsee in meiner Kindheit, die Spree und die chinesische Mauer in meiner Studienzeit sowie der Neckar in meiner Forschungszeit. Die Elbe und das griechische Mittelmeer sind mein heutiges Zuhause.
Pure Neugier, Leben in seiner Intensität zu erfahren und aus verschiedenen Perspektiven zu erkunden, treibt mich an und sind die Kräfte meiner Entscheidungen auf meinen Lebensweg.
Entdeckerfreude gepaart mit Wissbegierde haben dazu beigetragen, in China Medizin zu studieren.
Ich hätte niemals gedacht, dass ich der chinesischen Sprache jemals mächtig sein werde. Und doch ist es wahr geworden. Und nein, ich bin keine Sprachbegabte – und ja, ich habe Disziplin und liebe die Herausforderung.
Den Herausforderungen des Lebens mit Beständigkeit und Offenheit zu begegnen, sind zwei Eigenschaften von mir.
Allein in der Fremde zu leben, ist ein großartiges Abenteuer und gleichzeitig kein Zuckerschlecken. Es gab einige Momente, in denen ich an meine Grenzen gestoßen bin.
Und gerade diese Momente waren es, die mich gelehrt haben, aus dem Alltäglichen auszutreten, Gewohntes zu reflektieren sowie Neues auszuprobieren und zu integrieren.
Heute sind für mich diese „Tiefpunkt“-Momente ein Bote für den Zauber des Wandels, der das Fortwähren des Lebens sichert.
Meine Rückkehr aus China nach mehreren Jahren war herausfordernder, als ich je gedacht hatte. Ich fühlte mich wie eine Fremde in meinem Heimatland.
Und auch so wurde ich wahrgenommen. Ich erinnere mich, dass ein Patient zu mir meinte: „Ihr Deutsch ist nicht schlecht.“.
Das Fremde in mir, das Anderssein war lange für mich eine Barriere zu meinen Mitmenschen. Ich habe viel getan, um es zu verstecken, damit ich ein Teil der Gemeinschaft bin.
Heute bin ich dankbar für mein Anderssein, denn es ist der Ausdruck meiner Persönlichkeit und gleichzeitig das Tor zu meinen Mitmenschen.
Heidelberg, das Schlaraffenland für Wissenschaftler! In Kliniken, Instituten sowie im internationalen Forschungsnetzwerk konnte ich mein medizinisches Wissen und Expertise verankern.
Neben der täglichen Versorgung von Patienten war mein Schwerpunkt, die chinesische Medizin in kognitive Konzepte umzusetzen, diese zu analysieren und anhand von klinischen Forschungen zu belegen, zu publizieren und zu unterrichten.
Eine wertvolle Zeit, die mich geschliffen hat und meinen medizinischen Horizont erweitert hat.
Es kam der Tag, an dem ich innerlich verspürte, nicht nur im Wissenschaftssystem zu agieren. Und mein nordisches Herz wollte nach Hause. Ich folgte dem Impuls.
In Hamburg gründete ich mein Institut Medosophos – ein Kunstwort bestehend aus den zwei Kräften: „med“- für Medizin und -„sophos“ für Weisheit.
Weisheit ist die Kraft, die tiefere Zusammenhänge erkennen lässt. Sie folgt nicht der Logik, sondern zeigt sich im Gewahrsein. Medizin hingegen ist die Kraft, die Veränderung initiiert. Sie stärkt nicht die Gewohnheit oder Isolation, sondern initiiert neue Bewegungen und Wege.
„Meine griechische Familie und ich“- so könnte der Filmtitel lauten, der mein Privatleben beschreibt:
Zusammenkünfte an langen Tafeln mit Musik, Tanz und Diskussionen – einst unvorstellbar für mich, da ich eher ein Eremiten-Dasein lebte. Im Zentrum der Diskussionen stehen meist Themen um den gesellschaftlichen Wandel und die Auswirkungen der Digitalisierung auf uns Menschen und unsere Gesundheit.
© MEDOSOPHOS 2022. ALL RIGHTS RESERVED